Tagebuch

Heute haben wir vermutlich in Rekordzeit unser Zelt verräumt und sind vor den Mücken geflüchtet. Ein paar Kilometer weiter ist dann eine kleine Raststätte mit Autowerkstatt – sagt das Schild an der Straße. Aber die Werkstatt hat zu – Sonntag !

Paul holt den Wagenheber raus, damit wir mal schauern können, warum es immer so nach Benzin stinkt.

„Stop !!!“ Kaum hat er ein bisschen angehoben, sprudelt schon der Sprit auf den Boden. Wir haben ein Loch im Tank. Etwa 5 Zentimeter vom Fahrzeugboden entfernt. An der Seite. „Wie kommt das da rein??“ fragen wir uns.

So wie das aussieht ist der Tank an der Stelle angeschmolzen....?! Der Auspuff !

Als der Draht, der unseren Auspuff seit dem Pamir gehalten hat, verschwunden war, habe ich nicht nur das Rohr, sondern auch den Topf neu befestigt. Dadurch sind die Abgase (die vermutlich auch vorher schon nicht mehr alle durch den Topf marschiert sind) in einer anderen Richtung aus dem Loch geströmt – an den Tank. Schöner Mist.

Womit flicken wir jetzt das Loch? Klebeband kann man vergessen – vielleicht das klebrige Gummiteil vom Reifenflickzeug? Klebt zwar an den Fingern, aber nicht am Tank. Vielleicht „Seamgrip“? Ist zwar eigentlich zum Zeltnähte und Luftmatratzen abdichten, aber versuchen kann man es ja mal. Hm – mit ein bisschen Klopapier „verstärkt“ zum Loch schließen - sieht nicht schlecht aus. Das lassen wir erstmal trocknen und tun frühstücken. Ach ja, der Auspufftopf hängt wieder anders.

Beim nächsten Tankstop sprudelt allerdings wieder Benzin auf den Boden. Grmpfl.

Und der Tank wird jetzt halt an einer anderen Stelle heiß – an der Befestigungsschraube. Auch nicht gut. Da hilft erstmal nur: „Topf ab“. Was mit ein bisschen Gewalt auch gelingt.

Klang der Panda vorher noch „sportlich“ ist er jetzt einfach nur laut. Nicht schön. Aber immerhin verteilt sich die Wärme jetzt gleichmäßig auf Tank, Unterboden und Reifen.

120 Kilometer vor Tjumen, irgendwo im Nirgendwo, ein Werkstattsymbol an der Straße. Wir versuchen´s. Am Tor ein riesen Vorhängeschloß. Klar Sonntag. Aber die Tür zum „Laden“ ist offen. Doch die Frau hinter der Theke macht uns klar, dass kein Mechaniker da ist.

Paul macht noch ein paar Fotos von einem Geländefahrzeug, da kommt ein Auto an. Zwei Männer steigen aus, einer sperrt die Werkstatt auf. „Auspuff reparieren?“ fragen wir, und deuten auf den Topf im Einkaufskorb. Er schaut sich ihn kurz an, dann nickt er und deutet „reinfahren“.

Überall liegen Autoteile und halb zerlegte Motoren herum. Genau das Richtige – ein Bastler.

Er kramt kurz in seinem Gerümpel, zieht ein Stück Eisen heraus, das er zu einem Ring biegt und werkelt etwa eine halbe Stunde an unserem Auspuff herum. Und will dann 500 Rubel dafür, ungefähr 7 Euro. Was haben wir wieder für ein unverschämtes Glück.

Schiebt da jemand den Panda aus der Werkstatt ? Er ist so ungewohnt leise...

Und das mit dem Leck bekommen wir auch noch hin. Wir tanken nur zu 2/3 voll, und dann läuft auch nichts raus. Wir müssen halt öfter an die Zapfsäule.

20 Kilometer vor Jekatarinburg nehmen wir uns ein Motel mit Gaststätte im Erdgeschoss.

Leider funktioniert das W-Lan im Zimmer nicht. Paul geht nach unten, um sich vom Wirt helfen zu lassen. Als ich nach dem Duschen auch runtergehe, kommt er gerade mit zwei Fernfahren lachend und schwatzend zur Tür rein – er auf bayrisch, sie auf russisch. Oleg und Nikolei haben uns anscheinend sofort ins Herz geschlossen, obwohl wir sträflicherweise kein Russisch sprechen und offensichtlich leicht verrückt sind, mit so einem Auto diese Strecke zu fahren.

Wir müssen mit ihnen Essen – obwohl wir das vor einer Stunde schon gemacht haben – und Kognak von der Krim trinken. Der Abend wird lang und feucht-fröhlich. Zum Schluss noch ein Schlückchen Wodka bei den LKW´s, Paul muss noch seine Telefonnummer rausrücken und dann können wir uns mit Mühe von Oleg verabschieden. Der hätte wohl gerne mit uns weiter gefeiert aber wir wollen ja in der Früh wieder weiter.

Das mit mobilem Internet, SMS und Telefonie hat sich übrigens erledigt. Obwohl für 10 Tage gebucht ist die Karte schon nach 4 Tagen abgelaufen. Schöner Mist.