Tagebuch

Was für ein Sch...Tag !

Es ging schon in der Früh damit los, dass Pauls Wecker um 4.45 Uhr klingelte. Aufstehen, denn um 5.00 Uhr ist Sonnenaufgang und da steigen die Heißluftballons über Göreme auf.

Ein fauchendes Summen liegt in der Luft, als ich aus dem Zelt krieche – die Brenner der 80 Heißluftballons blähen über mehrere Täler hinweg die Hüllen auf. Wie graue Blasen, die immer wieder bunt aufleuchten, scheinen sie aus dem Boden zu wachsen.

Die Sonne geht langsam über dem Höhenzug auf und sie schweben fast lautlos in die Höhe. Immer näher kommen sie zu unserem Aussichtspungkt, sinken über Göreme wieder bis auf wenige Meter über dem Boden herab, schweben knapp an den Felszinnen vorbei und lassen sich dann, von der aufgegangenen Sonne beleuchtet, nach Westen abtreiben.

Mist – nur 80 Stück. Vor 5 Jahren waren es noch über 200!

Dann müssen wir uns noch mit einem opulenten Frühstück vollstopfen, bevor wir endlich gegen 8. 30 Uhr auf die Bahn kommen.

Unser Ziel ist, die etwa 900 km bis nach Georgien heute auf einen Zack durchzurutschen. Ein reiner Transit-Tag.

Aber nichts wird draus. Statt eintönigen endlosen Hochebenen, fahren wir durch eine ständig wechselnde Landschaft. Es geht auf 1900m über dem Meeresspiegel hinauf, Farben, Formen, Felsen und Bewuchs ändern sich laufend. Immer wieder müssen wir anhalten um zu fotografieren. Außerdem kann man vor lauter Schauen kein Auge zumachen, um den fehlenden Schlaf nachzuholen.

Die Straßen sind so steil, dass wir den Panda reichlich schalten müssen - zum Teil bis in den 2. Gang runter.

Wir kommen einfach nicht recht vorwärts und der arme Paul muss vor lauter Fotografieren heute Abend 400 Bilder sortieren.

 

 

Richtig Pech haben wir mit den Leuten denenwir begegnen. Bei einer kurzen Rast, wird Paul von einem Türken angequatscht und wir müssen mit ihm noch eine Tasse Tee trinken. Wenigstens zahlt er sie uns.

 

Dann, wir halten kurz um ein Foto zu schießen – werden wir von einem alten Türken angesprochen, der viele Jahre in Bielefeld gelebt hat, und jetzt in Rente ist. Er ist gerade in seinem Heimatort zu Besuch und will sich um seine Aprikosenbäume kümmern (in der Gegend werden extrem viel Aprikosen angebaut).

 

 

 

Paul druckt ihm, mit dem vom Fotoring Spieß geliehenen tragbaren Fotodrucker, ein paar Bilder für´s Album aus.

 

 

 

 

 

Daraufhin lädt er uns ein, zu ihm nach Hause zu kommen und wir zockeln 5 km hinter seinem Traktor her.

 

 

Dort angekommen, bereitet uns seine Frau einen Tee und einen Imbiss zu. Erst eine Stunde und viele Fotos später kommen wir wieder los.

 

 

 

 

Als wir in einer Stadt nach dem Weg fragen, haben wir ruck-zuck 5 Leute um uns versammelt, die die beste Lösung für unser Problem diskutieren. Sogar eine Freundin wird angerufen, die uns auf Englisch weiterhelfen soll. Nur mit Mühe können wir einen jungen Mann davon abbringen mit dem Fahrrad vorauszufahren, aber eine Passantin stellt sich so auf die Straße, dass wir ein paar Meter zurückfahren können. Sonst müssten wir ein paar hundert Meter bis zur nächsten Wendemöglichkeit fahren.

Wir haben uns so verspätet, dass wir Georgien heute knicken können. Also beschließen wir uns in Bingöl ein Hotel zu suchen.Wir fahren die Straße entlang, als ein schwarzer Mercedes neben uns fährt und die Scheibe herunterkurbelt.

„Kann isch eusch helfen?“ ruft ein junger Mann auf deutsch, mit türkischen Akzent, herüber. Er fährt voraus zu einem Hotel und dolmetscht für uns die Reservierung eines Zimmers.

Nicht mal das können wir heute alleine machen.

Ist das nicht ein Sch...-Tag gewesen??

 

 

PS: wer es noch nicht gemerkt hat: bei diesem Artikel wurde ausgiebig vom Stilmittel der Ironie Gebrauch gemacht. Erstens will ich euch ja nicht jeden Tag mit Jubelgesängen die Ohren (und Augen) füllen – das wird irgendwann langweilig – und zweitens fallen mir einfach keine Superlative mehr ein :( (Es ist sooo wahnsinnig toll hier...)

Auch wenn wir gestern Abend feststellen mussten, dass uns jemand einen unserer 4 Bambusstecken gemopst hat. Möge er / sie glücklich werden damit.