Tagebuch

6 Uhr 45. Ich wache in unserem Zelt auf und höre draußen Stimmen: eine tiefere männliche Stimme und eine Hellere. Sie scheinen sich zu amüsieren. Schritte. Am Zelt vorbei zu unserem Auto. Zeit zum Aufsteh´n!

Draußen ein junges Paar, er posiert vor dem Panda während sie ein Foto macht. Er redet auf Persisch auf mich ein. Paul kommt auch aus dem Zelt, es werden Gruppenfotos gemacht und ein Handyvideo und sie laden uns zum Tee trinken ein. Danke – aber wir müssen weiter.

Wir machen uns einen Kaffee, räumen unsren Panda auf und dann geht es los Richtung Ashgabat, Turkmenistan. Nur 150 km.

Unterwegs sehen wir nochmal (so wie gestern) eine alte unterirdische Stadt. Das sind in den Erdboden gegrabene Löcher und Gänge, die zur Oberfläche hin mit einer Art Kuppel verschlossen sind. Schächte lassen Licht und Luft hinein. Da herrscht ein echt angenehmes Klima.

         

Es geht ein ordentliches Stück die Berge hinauf und bald sind wir in Bajgiran, dem Grenzort auf Iranischer Seite. Und wen treffen wir da? Ein Rallyteam aus Deutschland. Wir unterhalten uns ein bisschen und erfahren, dass der Grenzübergang für heute geschlossen hat. Er öffnet morgen früh wieder. Wie bitte – es ist 12Uhr 30 ???

Da ist doch noch ein Übergang auf der Karte, ca. 120 km weiter im Osten. Da müssen auch die ganzen LKW hin sein, die uns bis vor Kurzem auf der Straße begleitet haben und von denen die letzten Kilometer nichts mehr zu sehen war. Einen Versuch ist es wert, sonst hängen wir den halben Tag hier rum.

Allein die Anfahrt zu dem Übergang ist super. Über einen Pass und dann einen regelrechten Canyon entlang. Und wenn man dann im Tal rauskommt – Reisfelder. Reis von einem Ende des Tales bis zum Anderen. Kilometerlang. Und wenige Meter neben den Reisfeldern sind die Berghänge reine Wüste, nur mit einigen kleinen Sträuchern bewachsen.

Die Ausreise aus dem Iran kostet uns 25 Euro – für einen jungen Mann, der uns fix von einem Büro zum Nächsten schleppt und dolmetscht. Na gut, nicht ganz billig, aber flott. Alle sehr freundlich. Dann die Turkmenische Grenze. „Welcome to Turmenistan“ meint der erste Grenzer.

Doch ersteinmal durchfahren wir einen antifaschistischen Schutzwall, bis wir zum Abfertigungsgebäude kommen. Dort stehen noch 3 Teams aus Lettland, Polen und Norwegen - schon leicht angenervt.

Kurz darauf sind wir es auch. Auto zur Hälfte auspacken, Sachen durchsuchen, wieder Einpacken. Pässe werden an 5 verschiedenen Stellen besichtigt, gescannt, gestempelt. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob die Jungs wissen was sie da tun, so wie die versuchen unsere Namen und den KFZ-Schein zu lesen.

Dann die Papiere fürs Auto und die Versicherung und die Registrierung des Ortungsgerätes, das wir im Auto mitführen müssen. Und Ausreisen dürfen wir nicht da wo wir wollen, denn die Straße, die wir auf der Karte haben, können / dürfen wir nicht befahren. Und wenn wir anders fahren wollen, müssen wir in Ashgabat neue Papiere besorgen – nein Danke.

Nur weil die Trucker, die auch auf irgendwelche Papiere warten Paul vorlassen, sind wir schon nach 5 Stunden fertig. „Welcome to Turkmenistan“

Also los. Die anderen Teams sind schon losgefahren, um ein Hotel zu suchen.

Keine 20 km weiter, hält uns ein ziviler Polizist in einem BMW auf. Zuerst will er die Papiere sehen (sind in Ordnung, die Stempel sind ja noch feucht) dann behauptet er, wir seien nicht angeschnallt gewesen (stimmt nicht). Na gut, dann ist das Auto zu schmutzig. Macht 150 Dollar. ???????? Wir haben zur Zeit nur 26 Dollar griffbereit und zur Bank will er mit uns nicht fahren. Aber 2 Schachteln Zigaretten und die paar Dollar reichen auch, um uns weiter fahren zu lassen. Wir haben sooo einen Hals. Dann hält er uns nochmal an. Was denn jetzt schon wieder. Er öffnet den Kofferraum seines Autos und lässt Paul eine Melone herausnehmen. Die dürfen wir behalten. Allerherzlichsten Dank!

An einer von mehreren Polizeikontrollen werden wir wieder herausgewunken. Papiere macht Paul, ich muss den Kofferraum ausräumen. So ein Typ in Tarnfleck wühlt in unseren Sachen. Die anderen Polizisten sind schon lange fertig und deuten ihm er solle doch aufhören, aber er macht weiter. Irgendwann reicht es ihm dann doch und sie lassen uns weiterfahren.

Einige der Vorbeifahrenden winken uns zu, uns fällt es es etwas schwer, freundlich zurück zu winken.

Inzwischen geht wieder einmal der Sprit zur Neige, aber wir sind ja gleich im Hotel und können morgen Früh oder in Ashgabat selbst tanken.

Wieder einmal ein klarer Fall von Denkste. Kreuz und quer fahren wir durch das inzwischen intensivst beleuchtete Ashgabat. Die Hotels die wir anfahren sind alle die Falschen oder / und besetzt. Die Verkehrsführung ist ziemlich unübersichtlich für uns und an jeder Ecke steht ein Polizist. Und der Tank wird immer leerer. Irgendwann suchen wir kein Hotel mehr, sondern eine Tankstelle. Gott sei Dank finden wir bei einem unserer Ausflüge an den Stadtrand eine und stürzen uns so wider in die Stadt.

Wir landen bei einem Luxushotel. 160 Euro die Nacht. Aber die freundliche Frau an der Rezeption kann englisch und telefoniert 3 andere Hotels ab, bis sie eines findet, das noch Zimmer frei hat. Für 79 Dollar. Uns ist inzwischen praktisch alles recht und wir checken dort (mit einigen Hindernissen) ein.

Welcome to Turkmenistan.

W-Lan braucht man hier nicht.