Tagebuch

Wir sitzen hier an einem reißenden Fluss, die Grillen zirpen, der Wind lässt Wolken über uns hinwegziehen und wir können es irgendwie nicht fassen. Wir sind am Eingang zum Pamir-Highway in Tajikistan auf 1850 m Höhe.

Die Anfahrt von Duschanbe aus war an sich unspektakulär.

Die Junge Dame an der Rezeption hat uns geraten, die Taxifahrer zu fragen, ob der Pamir-Highway geöffnet ist. Wir hatten nämlich gehört, dass Teile der Zufahrt durch Erdrutsche versperrt seien. Während Paul Geld wechseln ist, quatsche ich gleich einen an – ist frei, meint er. Na gut. Beim Frühstückskaffee fragen wir im Gespräch den jungen Mann der uns bedient. Der ruft gleich seine Freundin an. Verschlafen erklärt sie mir auf Englisch am Telefon, dass ihre Eltern aus dem Pamir sind und gestern nach Duschanbe gekommen sind. Alles klar – wir versuchen´s.

Die Straßen sind ganz gut (besser als in Usbekistan) aber so schnell kommen wir nicht voran. Ständig Polizeikontrollen an der Straße.

An einer werden wir herausgewunken. „Passport, Passport Maschina“ und Führerschein. Bitte sehr. Dann will er „Afteka“ sehen. Was bitte ist „Afteka“? Diesen Zettel oder jenen – immer winkt er ab. Meine Papiere hat er schon seinem Kollegen in dem „Büro“container hineingereicht. „Keine „Afteka“ - also Strafe zahlen“, deutet der mir mit meinem Führerschein in der Hand.

Immer wieder werden irgendwelche Papiere zum Fenster hereingereicht, bei denen ein Geldschein herausfällt. Aha – so läuft der Hase.

„Ich nix Strafe. Warum?“ stelle ich mich blöd. Er: „Nix Afteka“.

Plötzlich Paul von draußen: „Den Verbandskasten will er sehen“. Ein anderer „Kunde“ hat seinen gerade vorgezeigt. Na das können wir auch.

„Sch-Sch“ will der Uniformierte jetzt sehen. Feuerlöscher – haben wir. Wir ziehen das Feuerlöschspray heraus. Er schaut etwas enttäuscht. Dann hellt sich seine Miene wieder etwas auf. Er macht ein Zeichen von Bart und deutet auf das MHD am Dosenboden – 2007.

Ich grinse freundlich, gehe zum Auto und hole den neuen Feuerlöscher heraus.

Offenbar sehen die Jungs ein, dass sie mit anderen „Kunden“ bessere Chancen haben und lassen uns ziehen.

Der nächste der unsere Papiere sehen will, legt mir einfach sein Buch vor, und lässt mich meine Daten selbst eintragen. Der Dritte, an der GBAO-Grenze, schon am Pamir, ist ein ganz netter und lustiger. Am Ende der Prozedur zeigt er auf sein Schreibheft und seinen Kugelschreiber (die einzigen Büromaterialien die er hat) und bittet um einen Dollar. Also gut – soll er ihn haben.

Ja - Pamir. Dass das keine Spazierfahrt wird haben wir uns schon gedacht. Aber das ist schon heftig was uns da erwartet. Bis zu einem Industrie- oder Bergwerksgelände ist die Straße noch asphaltiert und ganz ok, aber dann...

Staub, Schotter, Schlaglöcher. Aber richtige! Meist fahren wir im 2. Gang, manchmal sogar im 1. Gelegentlich kommt ein Stück Asphalt, aber das ist auch nicht besser. Ebenfalls Schlaglöcher und Querrinnen. Oder der Belag ist zu Spurrillen und Wülsten verformt, dass der Motorschutz kracht (großer Dank an Tanki !!!!).

Wir bleiben hängen. Taschen und Wasser aus dem Auto, denn der Tank sitzt auf. Ein Stückchen weiter und wieder einladen. Kurz darauf kracht es wieder. Wir hören gleich was los ist – Endschalldämpfer abgerissen. Aber das Rohr steckt noch drin. Also Wagenheber raus, hoch mit dem Panda und mit einem Stück Draht den Auspuff hoch gebunden. Jetzt hört sich unser Flitzer wie ein echtes Rally – Auto an.

Eine Wasserdurchfahrt. Ich bin raus, um das Ganze zu Fotografieren. Mist da schleift ja wieder was über den Boden. Ein Band das den Tank hält ist abgerissen. Also Wagenheber wieder raus. Gut dass ich so viel Draht eingepackt habe.

Inzwischen hat sich eine Gruppe Kinder um uns versammelt. „Wollt´ses haben?“ höre ich Paul sagen. Ihm sind unsere Federballschläger in die Hände gefallen, die wir noch nie benutzt haben.

Er beginnt mit den Kindern Federball zu spielen. Die haben einen riesigen Spaß dabei.

Wir fahren weiter. Es geht sehr zäh voran. Offensichtlich wurde die „Straße“ vom Fluss und seinen Zuläufen an vielen Stellen zerstört und nur notdürftig wieder hergerichtet. Wobei die anderen Abschnitte nur unwesentlich besser sind.

Hoffen wir, dass es besser wird.