Tagebuch

Zum Sonnenaufgang ist Paul aufgewacht – ich ein bisschen später – und so gegen 7.30 Uhr waren wir schon unterwegs. Vorher hatten wir noch Besuch von eine Ziegenherde, die quasi durch unser Lager gelatscht ist.

Weiter geht es mit dem Rest der 250 km langen „Offroad“ Strecke bis Bayanhongor.

Die Schaumstoffstoßdämpfer funktionieren erstaunlich gut. Es ist ein ganz anderes Fahren als gestern.

Gegen Mittag sehen wir die ersten Vorboten der Asphaltstrecke: eine Baustelle. 50 km lang! Hier wird die neue Trasse gebaut, was auch dringend nötig ist. Nicht nur, dass alle (auch LKW und Überlandbusse) hier auf diesen Holperpisten dahinrumpeln. Es ist auch erschreckend, wie viel der sowieso schon mageren Vegetation durch die immer neuen Streckenvariationen zerstört wird. Aber durch Wind und Wasser werden die vorhandenen Routen einfach unbefahrbar.

Später, als wir auf der befestigten Strecke unterwegs sind sieht man jedoch, dass sich die Natur die nun nicht mehr benötigten Flächen langsam wieder zurück holt.

Aber soweit sind wir noch lange nicht. Paul ist gerade wieder mit Fahren dran. Und wir sind immer noch im Baustellenbereich. Befahrbar ist die neue Trasse allerdings noch nicht und so suchen wir uns unseren Weg aus einer Unzahl an vorhandenen Pisten aus. Die laufen kreuz und quer, machen weite Bögen von der Baustelle weg und wieder hin. Mehrmals müssen wir umkehren, weil wir statt einer „Alternativroute“ eine Abzweigung erwischt haben (wie uns das GPS auf Nachfrage verrät) denn Straßenschilder sind hier praktisch unbekannt. Nur im direkten Bereich der Baustelle gibt es gelegentlich einen Blauen Pfeil oder ein Sperrschild. An so einer Stelle ist es auch, als Paul die Containace verliert: nur blaue Pfeile, die auf gesperrte Abschnitte oder eine falsche Straße zeigen. Nach dreimaligem Wenden, praktisch an der gleichen Stelle, umkurvt er einfach einen großen Erdhaufen und fährt auf der Baustellentrasse weiter.

Irgendwann sehen wir weit links von uns dann ein anderes Fahrzeug, das in unsere Richtung fährt und so haben wir wieder eine Orientierung.

Aber irgendwann ist auch das geschafft und der Asphalt beginnt. Mit Bodenwellen und Schlaglöchern.

Hm – das Teilstück scheint schon ein älteres zu sein. Ab und zu kommen Abschnitte die offensichtlich renoviert wurden, dann aber geht wieder ohne Vorwarnung in die Kraterlandschaft. Manchmal auch nur einige wenige Schlaglöcher, aber wehe wenn man eines übersieht.

Auch die Dämpfung der Isomatte ist inzwischen dahin. Da steht heute nochmal ein Bastelabend an.

Wir finden kurz von Sonnenuntergang auch ein nettes Plätzchen etwas abseits der Straße mit wunderbar duftenden Kräutern. Das Zelt steht schon und wir vertilgen gerade etwas Dosenwurst, Brot und Kartoffelsalat, da nähern sich uns zwei Mongolen. Einer auf dem Pferd und einer auf dem Motorrad.

Wir begrüßen uns. Tja und nun? Was sagt man, wenn man keine gemeinsame Sprache spricht.„Dürfen wir ein Foto machen?“ Dürfen wir. Wir drucken´s auch gleich zweimal aus und schenken es Ihnen. Große Freude. Und nun? „Wollt ihr etwas von unserer Wurst probieren?“ Wollen Sie. Der Jüngere (mit dem Motorrad) bewundert unsere Bambusstecken. Er bekommt einen. Findet er ganz toll. Und auch die Scheinwerfer am Auto will er sehen. Findet er beeindruckend. Sie zeigen uns die duftenden Kräuter. Kann man auch essen – aromatisch und leicht bitter.

Wir setzen uns, sie auch. Wir bieten ihnen etwas zu essen an, sie wollen aber nicht. Also essen wir weiter. Irgendwann deutet mir der Jüngere, ob er nicht doch ein Stück Brot mit Kartoffelsalat darauf haben kann. Er is(s)t begeistert. Da will auch der Ältere. Auch ihm schmeckt´s. Und so wird es ein nettes Abendessen zu viert mit wenigen Worten und viel Gestikulieren. Und als die Beiden dann irgendwann aufbrechen, geben wir jedem noch eine Dose Töpfers Kartoffelsalat aus Bayern mit.

Dann findet der Bastelabend halt im Stirnlampenschein statt. Und dabei stellen wir fest, warum unsere Handbremse nicht mehr richtig funktioniert: Der Bolzen, der das Seil an der Bremstrommel befestigen soll, hat sich aus dem Staub gemacht. Aber wir haben ja noch ein Stückchen Draht...