Tagebuch

(Ich weiß, diesen Titel gab es schon mal, aber im Gegensatz zu Karl May sind wir echt unterwegs.)

Tja, das andere Rallyteam haben wir leider nicht mehr getroffen. Die hatten sich am Abend anscheinend gleich verkrümelt und heute Morgen waren sie noch nicht wach. Aber vermutlich Italiener mit einem in England zugelassenen Auto (das scheint da sehr einfach zu sein).

Also wir gegen 8.30 Uhr los durch den Iranischen Stadtverkehr. Gut, dass wir uns durch die Balkanstaaten ein wenig akklimatisieren konnten, denn so geht es einigermaßen. Nochmal Tanken und dann Richtung Wüste.

Vorerst ist es noch leicht bergig, und man sieht genau, wo gelegentlich Wasser fliest oder etwas länger steht. Da sind die wenigen Sträucher etwas grüner, alles andere ist braun. Hin und wieder eine echte Oase, mit ein paar Gebäuden, kleiner Obstplantage und ein paar Pälmchen.

Es ist wenig Verkehr und vor mir schleicht ein Polizeifahrzeug. Kurz überlegen, dann überhole ich. Lichthupe. Hm- war das jetzt ein Gruß? Nochmal Lichthupe und nochmal. Okaaaay. Dann mal rechts ran. Wir steigen aus, die zwei Polizisten auch. „Hello, how are you?“ und ob wir Persisch sprächen. Nö. Also weiter auf Englisch. Woher wir kämen und wo wir hinwollten und was, mit diesem Auto? usw. Zur Verabschiedung dürfen wir noch ein Foto machen, und einer gibt uns seine Instagrammadresse. Die Jungs waren einfach nur neugierig.

Ich fahre trotzdem dezent weiter – man weiß ja nie – und bald darauf kommt eine stationäre Polizeikontrolle (gibt es hier häufiger). Also ein Auge auf die Polizisten hinter mir, eines auf den gelangweilten Polizisten vor mir – alles klar - die Einen fahren zu ihren Kollegen, der Andere schaut uns gar nicht an. Weiter.

Verflixt, nur noch 35 km bis Khur erzählt uns ein Straßenschild. Aber ungefähr 60 km vor dieser Ortschaft wäre der Abzweig nach Damghan gewesen. Aber wo???? Hilft nix – Umdrehen! Wieder zurück.

Wo ist der verflixte Abzweig? Wir sehen von Weitem Autos von Norden kommen, das muss die Straße sein. Und die Abzweigung?

Genau an der Polizeikontrolle. Ein kleiner Kreisverkehr, mit ausschließlich persischer Beschriftung. Na Klasse!

Die Richtung passt jetzt– jetzt kommt die richtige Wüste. Hab ich mir echt anders vorgestellt. Sieht aus wie ein frisch bestellter Maisacker, 120 km lang und breit von einem diesigen Horizont bis zum andern. Praktisch Brettleben, nichts wächst weit und breit (o.k. ist ja auch eine Wüste). Kein Berg, keine Düne - nichts außer ein paar verschiedenen Brauntönen (anscheinend wachsen da, wo gelegentlich etwas mehr Feuchtigkeit ist, dunkelbraune Flechten).

Dazu ein ordentlicher Gegenwind, der den Panda in Zusammenarbeit mit der welligen Straße ordentlich rumschaukelt und ausbremst. Das kostet auch ganz schön Sprit und der wird langsam knapp. Noch 165 km bis zur nächsten Stadt und die Tankanzeige ist auf ¼ Voll gesunken. Bei einem (vermutlich) 40l Tank macht das.... Schau ´mer mal. Immerhin ist ein wenig Verkehr auf der Straße, da wird uns dann schon jemand abschleppen.

Noch 35 km und die Tankanzeige beginnt zu leuchten. Gott sei Dank geht es bergab – das spart Benzin. Endlich, da drüben ist Sharood. Ein Vorort, noch ein Vorort – keine Tankstelle. Da! Auf der Gegenseite. Einmal iranisch abbiegen - geschafft.

Denkste Puppe. Hier gibt es nur Erdgas. Aber der freundliche Tankwart erklärt uns wenigstens annähernd, wo eine Benzintankstelle zu finden ist.

Endlich haben wir es geschafft. Leider nimmt der Tankwart keine Dollars. Also vertanken wir den Rest an Iranischem Geld, das wir noch haben. 30 Liter, aber der Tank ist erst ¾ voll. Sagt jedenfalls die Tankanzeige – aber so genau ist die anscheinend nicht.

Aber wir brauchen ja noch ein wenig Geld für Essen und vermutlich müssen wir nochmal Tanken. Wir kämpfen uns durch den Feierabendverkehr. Da, ein Bankautomat! Aber der nimmt meine Kreditkarte nicht. Da, noch einer. Ich parke ein bisschen vogelwild am Straßenrand. Neben dem Automaten ist so etwas wie eine Bankfiliale. „Change Money? Dollars?“ frage ich die Anwesenden. Die schauen sich an. Schütteln den Kopf. „No Change“. Einer bedeutet mir zu warten. Der andere Kunde verlässt die Bank. Der Erste deutet mir ihm zu folgen. Offensichtlich darf man hier kein Geld tauschen. Ich gehe mit zu seinem Obstladen. Dort wechselt er mir die 20 Dollar zu einem lächerlichen Kurs. Aber was soll´s. Am Automaten hätte ich mind. 5 Euro Gebühr bezahlt. Das kommt auf ´s Gleiche raus...

Als ich zurückkomme steht ein Polizist und 4-5 Leute um Paul im Panda herum. Hups, ich habe auf einem Taxistand geparkt. Paul hat dem Polizisten erklärt, dass ich nur schnell Geld abhebe – ich wäre gleich wieder da. Da hat der halt gewartet wie „gleich“ ich wieder da bin. Also nichts wie rein in den Panda und weg. Puuh!

Wir Essen an einem Imbiss einen Kebap (hier: Hackfleischspieß im Fladenbrot mit gegrillten Tomaten) und machen uns wieder auf den Weg Richtung Maschad. Irgendwo suchen wir uns dann ein Plätzchen und versuchen uns morgen an der Einreise nach Turkmenistan.

Langsam wird ´s spannend.

Paul ist die Kloschüssel so „ans Herz gewachsen“, dass er sie gar nicht mehr allein lassen mag. Also bin ich alleine losgezogen, um den Bazar zu erkunden.

 

Eine Art Irrgarten, in dem es alles gibt – vom Kinderspielzeug bis zur Silberschale, vom Teppich- bis zum Gewürzhändler.

Ansonsten ruhe ich mich auch aus, und merke wie anstrengend die vergangenen Tage doch waren.

Gegen Abend geht es Paul schon besser – er hat schon eine ganze Portion Falafeln verdrückt.

Und gerade eben ist noch ein Rallyteam eingetroffen. Bin ja mal gespannt woher die kommen...

Wir haben nochmal Hamid angerufen. Fotos machen bei Nacht.

Unglaublich was da am Abend noch los ist. Überall,wo es nach Park auch nur aussieht, sind Familien beim Picknicken.

Und während ich darauf warte, dass Paul mit dem Fotos machen fertig wird, spricht mich jemand an, ob er mit mir ein Foto machen darf. Offensichtlich wirke ich ziemlich exotisch, obwohl wir nicht die Lederhosen, sondern lange Hosen anhaben (kurze gelten als unschicklich!). Na, wenn es ihn glücklich macht.

30 m weiter kommt er mit seinem Spetzl nochmals an – also stellen wir uns zu viert in Pose für´s Familienalbum. Und dann muss ich einem Mädchen noch ein Interview für den Englischunterricht geben, das von der Mama auf Video aufgezeichnet wird. Unserer weltweiten Karriere steht nichts mehr im Wege ;-)

Heute legen wir mal einen „Rasttag“ ein. Irgendwie sind wir flott vorangekommen und wir haben den Besuch Teherans ausgelassen. Egon – der Slowene aus Leipzig – hat uns davon abgeraten. Nur Großstadt mit Wahnsinnsverkehr.

O.K. Esfahan hat 7 Mio Einwohner und der Verkehr ist Wahnsinn. Aber immerhin hat Esfahan noch ein paar schöne Ecken, wenn auch vom „Medicus“ nichts, aber auch gar nichts zu spüren ist. Schade.

„Where do you come from?“ schallt uns ständig von freundlichen Leuten entgegen. Und so landen wir bei einem sehr netten Teppichverkäufer...

 

 

 

 

 

 

 

 

und bei einem privaten „Taxiunternehmer“.

 

 

 

 

 

 

 

 

Dem Teppichverkäufer entkommen wir noch ungeschoren, aber von Hamid lassen wir uns überzeugen.

Er kutschiert uns durch Isfahan zu den interessanten Stellen (Moschee, Brücken, Armenisches Viertel) und erzählt uns was dazu.

Auch nicht schlecht, denn zum Laufen sind die Strecken doch zu weit und es ist – heiß!

Aber die Pause tut gut, denn die nächsten 2 Tage geht es durch die Wüste nach Ashgabat.

„Schau`mer mal“

...haben wir eine schlechte Nachricht: da wir zur Zeit im Iran sind, ist der Zugang zu Facebook für Paul nicht möglich. Ob sich das in Turkmenistan ändert bleibt abzuwarten.

Aber sobald es geht, melden wir uns wieder. (Es gibt da so eine Idee...)